12. Januar 2024

"Geh' zurück an Bord, verdammt!"

Pastoralassistentin Karolin Fischer beschäftigt sich in ihrem Wort zum Sonntag mit Schiffbruch - im offenen Meer und im eigenen Leben

Heute vor zwölf Jahren, in der Nacht vom 13. auf den 14. Januar 2012 havarierte das Kreuzfahrtschiff „Costa Concordia“ vor der italienischen Insel Giglio im Mittelmeer. Bei der Kollision mit einem Felsbrocken riss die Seitenwand des Schiffes auf, es drang Wasser ein und das riesige Schiff kippte erst langsam zur Seite und versank schließlich im Mittelmeer. Bei dem Unglück starben 32 Menschen. So weit hätte es aber wohl gar nicht kommen müssen.

Es gibt ein ungeschriebenes Gesetz in der Seefahrt: Der Kapitän geht erst dann von Bord, wenn alle Passagiere gerettet sind. Der Kapitän der Costa Concordia verließ jedoch frühzeitig das Schiff – zu einem Zeitpunkt, als die Evakuierung noch in vollem Gange war. Der Kommandant der Rettungsmission soll den flüchtigen Kapitän daraufhin am Telefon angeschrien haben: „Vada a bordo, cazzo!“ – „Geh‘ zurück an Bord, verdammt!“

Ob tatsächlich menschliches Versagen zu dieser Katastrophe geführt hat, das müssen auch 12 Jahre später Gutachten und Gerichte entscheiden. Klar ist aber, dass der Kapitän und einige hochrangige Schiffsoffiziere sich im Moment ihrer größten Verantwortung aus der Affäre gezogen und weggeduckt haben.

Auch in unserer aktuellen Situation ist vieles gehörig in Schräglage geraten: Das politische Klima in Deutschland heizt sich zusehends auf und bei der Klimakatastrophe steht uns das Wasser buchstäblich bis zum Hals. Genau wie bei dem kenternden Schiff, ist auch hier wegducken keine Option – denn es ist noch nicht zu spät: Noch lässt sich die Klimakrise zumindest teilweise abfangen. Noch sind die demokratischen Kräfte in unserem Land stark. Aber es wäre fatal, wenn wir – oder einige von uns – jetzt von Bord gehen, den Diskurs verlassen und einfach aufgeben. Wenn das Schiff nicht kentern, das Klima nicht kippen, der Ton in der Öffentlichkeit nicht noch rauer werden soll, dann braucht es uns alle: Menschen, die Verantwortung übernehmen.

Und manchmal braucht es vielleicht auch den Zuruf: Komm‘ zurück an Bord, verdammt! – du wirst doch gebraucht.

Ihre Pastoralassistentin Karolin Fischer


Präventionsfortbildung

Stadt - Land - Gott

Schutzkonzept

Soziale Netzwerke

12. Januar 2024

"Geh' zurück an Bord, verdammt!"

Pastoralassistentin Karolin Fischer beschäftigt sich in ihrem Wort zum Sonntag mit Schiffbruch - im offenen Meer und im eigenen Leben

Heute vor zwölf Jahren, in der Nacht vom 13. auf den 14. Januar 2012 havarierte das Kreuzfahrtschiff „Costa Concordia“ vor der italienischen Insel Giglio im Mittelmeer. Bei der Kollision mit einem Felsbrocken riss die Seitenwand des Schiffes auf, es drang Wasser ein und das riesige Schiff kippte erst langsam zur Seite und versank schließlich im Mittelmeer. Bei dem Unglück starben 32 Menschen. So weit hätte es aber wohl gar nicht kommen müssen.

Es gibt ein ungeschriebenes Gesetz in der Seefahrt: Der Kapitän geht erst dann von Bord, wenn alle Passagiere gerettet sind. Der Kapitän der Costa Concordia verließ jedoch frühzeitig das Schiff – zu einem Zeitpunkt, als die Evakuierung noch in vollem Gange war. Der Kommandant der Rettungsmission soll den flüchtigen Kapitän daraufhin am Telefon angeschrien haben: „Vada a bordo, cazzo!“ – „Geh‘ zurück an Bord, verdammt!“

Ob tatsächlich menschliches Versagen zu dieser Katastrophe geführt hat, das müssen auch 12 Jahre später Gutachten und Gerichte entscheiden. Klar ist aber, dass der Kapitän und einige hochrangige Schiffsoffiziere sich im Moment ihrer größten Verantwortung aus der Affäre gezogen und weggeduckt haben.

Auch in unserer aktuellen Situation ist vieles gehörig in Schräglage geraten: Das politische Klima in Deutschland heizt sich zusehends auf und bei der Klimakatastrophe steht uns das Wasser buchstäblich bis zum Hals. Genau wie bei dem kenternden Schiff, ist auch hier wegducken keine Option – denn es ist noch nicht zu spät: Noch lässt sich die Klimakrise zumindest teilweise abfangen. Noch sind die demokratischen Kräfte in unserem Land stark. Aber es wäre fatal, wenn wir – oder einige von uns – jetzt von Bord gehen, den Diskurs verlassen und einfach aufgeben. Wenn das Schiff nicht kentern, das Klima nicht kippen, der Ton in der Öffentlichkeit nicht noch rauer werden soll, dann braucht es uns alle: Menschen, die Verantwortung übernehmen.

Und manchmal braucht es vielleicht auch den Zuruf: Komm‘ zurück an Bord, verdammt! – du wirst doch gebraucht.

Ihre Pastoralassistentin Karolin Fischer


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