12. Dezember 2023

Unterwegs sein, um zu überleben, ist eine andere Wahrheit.

Susanne Ohse vom Verein "Leben in der Fremde" rüttelte die Zuhörerinnen und Zuhörer mit ihrer Adventspredigt auf.

Von Marco Koch - "Ich wüsste kein Land, in dem ich lieber leben würde, als in Deutschland." Diese Antwort kam von einer Teilnehmerin am sehr lebendigen Predigtgespräch nach der 2. Adventspredigt in Vienenburg. Die dazugehörige Frage hatte Susanne Ohse vom Verein "Leben in der Fremde" auch schon in ihrer Predigt gestellt: "Wohin würden Sie gehen, wenn Sie in Not wären? Wenn alles, was eben noch sicher schien, nicht mehr sicher ist?"

Thema der Predigt war das "Unterwegs sein": "Unterwegs sein, das kann ein kurzer Moment sein, an dem man sich von A nach B bewegt, kurz mal etwas besorgen, eine kleine Reise machen. Freunde besuchen. Immer wieder kehrt man anschließend in sein Zuhause zurück, oft freudig und erfüllt von neuen Eindrücken." Diese Form des Unterwegsseins kennen wir. Sie ist verbunden mit der Sicherheit, wieder nach Hause zurückkehren zu können. "Unterwegs sein, das kann auch bedeuten, sich über Jahre fern der Heimat aufzuhalten. Wenn zum Beispiel die Arbeit oder das Studium es erfordern. Das bedeutet Eintauchen in neue Welten für einen begrenzten Zeitraum." Auch diese Erfahrung haben viele schon gemacht. Mehr oder weniger bequem überwinden wir die kleinen und großen Entfernungen mit der Bahn, dem Auto oder dem Flugzeug. Viele Menschen reisen aus beruflichen Gründen oder zum Vergnügen und es gibt kein Urlaubsziel, das wirklich so weit entfernt ist, dass es Monate oder Jahre bräuchte, um es zu erreichen.

"Aber," so Susanne Ohse, "unterwegs sein, um zu überleben, ist eine andere Wahrheit." Und dann berichtet sie davon dass sich nach Schätzungen der Menschenrechtsorganisation Pro Asyl aktuell ca. 103 Millionen Menschen auf der Flucht befinden; das sind doppelt so viele, wie vor zehn Jahren. Fluchtursachen seien vor allem Naturgewalten, Umweltkrisen und Kriege. Sie macht deutlich, dass die Menschen flüchten, um ihr Leben und das Leben ihrer Familien zu retten. Die Erfahrung zeige, dass viele, die zu uns kommen, baldmöglichst zurück wollen - und dennoch für immer bei uns bleiben.

Darum hat es sich der Verein „Leben in der Fremde e. V.“ zur Aufgabe gemacht, allen, die fremd in unserem Land sind, allen die unterwegs sind und auf der Suche nach einem sicheren zu Hause, die Hand zu reichen. Dabei wird auf den einzelnen Menschen und seine Lebensgeschichte geschaut - und darauf, was der Mensch "in diesem Augenblick braucht, um sich sicher zu fühlen", denn viele haben schlimme Dinge auf der Flucht erlebt, die verarbeitet werden müssen.

Schwerpunkt der Vereinsarbeit ist es, die Geflüchteten dabei zu unterstützen, eine passende Wohnung zu finden, die deutsche Sprache zu erlernen und die Kinder in Kitas und Schulen unterzubringen. Auch das Finden eines Arbeitsplatzes sei ein entscheidender Faktor, um neue Wurzeln schlagen zu können, so Susanne Ohse. Das kann nur gelingen, weil der Verein Teil eines Netzwerks im Landkreis Goslar ist, zu dem auch die Kirchen und Wohlfahrtsverbände gehören. In diesem Zusammenhang verweist sie z. B. auf die Ferienfreizeit der Katholischen Kirche Nordharz, durch die auch geflüchteten Kindern unbeschwerte Urlaubswochen beschert wurden. "Mit vereinten Kräften und verteilten Rollen leisten viele Menschen jeden Tag gute Arbeit bei der Integration von Geflüchteten." Darum hoffe sie auf eine weiterhin gut Zusammenarbeit.

Auch dieser Gedanke wurde beim anschließenden Predigtgespräch aufgegriffen: Wie kann jede und jeder Einzelne die Integration von Geflüchteten im Alltag unterstützen? In ihrer Antwort wies Susanne Ohse auf die Internetseite der FreiwilligenAgentur Goslar hin. Dort würden immer wieder Menschen für überschaubare Aufgaben gesucht. Und wer habe es noch nicht erlebt, dass jemand an der Kasse des Supermarktes nicht weiterkomme, weil es sprachliche Probleme gäbe. In diesen und ähnlichen Situationen zu helfen, sei wertvoller für die Integration, als viele organisierte Aktionen. Bei leckerer Kartoffelsuppe zogen die Gespräche sich noch eine ganze Weile hin. Loslassen werden die aufrüttelnden Worte von Susanne Ohse die Beteiligten sicher nicht.

Am 3. Advent wird Klinikseelsorgerin Anja Schmidt um 11.00 Uhr in Vienenburg zum Thema "Sehnsucht" predigen.


Präventionsfortbildung

Stadt - Land - Gott

Schutzkonzept

Soziale Netzwerke

12. Dezember 2023

Unterwegs sein, um zu überleben, ist eine andere Wahrheit.

Susanne Ohse vom Verein "Leben in der Fremde" rüttelte die Zuhörerinnen und Zuhörer mit ihrer Adventspredigt auf.

Von Marco Koch - "Ich wüsste kein Land, in dem ich lieber leben würde, als in Deutschland." Diese Antwort kam von einer Teilnehmerin am sehr lebendigen Predigtgespräch nach der 2. Adventspredigt in Vienenburg. Die dazugehörige Frage hatte Susanne Ohse vom Verein "Leben in der Fremde" auch schon in ihrer Predigt gestellt: "Wohin würden Sie gehen, wenn Sie in Not wären? Wenn alles, was eben noch sicher schien, nicht mehr sicher ist?"

Thema der Predigt war das "Unterwegs sein": "Unterwegs sein, das kann ein kurzer Moment sein, an dem man sich von A nach B bewegt, kurz mal etwas besorgen, eine kleine Reise machen. Freunde besuchen. Immer wieder kehrt man anschließend in sein Zuhause zurück, oft freudig und erfüllt von neuen Eindrücken." Diese Form des Unterwegsseins kennen wir. Sie ist verbunden mit der Sicherheit, wieder nach Hause zurückkehren zu können. "Unterwegs sein, das kann auch bedeuten, sich über Jahre fern der Heimat aufzuhalten. Wenn zum Beispiel die Arbeit oder das Studium es erfordern. Das bedeutet Eintauchen in neue Welten für einen begrenzten Zeitraum." Auch diese Erfahrung haben viele schon gemacht. Mehr oder weniger bequem überwinden wir die kleinen und großen Entfernungen mit der Bahn, dem Auto oder dem Flugzeug. Viele Menschen reisen aus beruflichen Gründen oder zum Vergnügen und es gibt kein Urlaubsziel, das wirklich so weit entfernt ist, dass es Monate oder Jahre bräuchte, um es zu erreichen.

"Aber," so Susanne Ohse, "unterwegs sein, um zu überleben, ist eine andere Wahrheit." Und dann berichtet sie davon dass sich nach Schätzungen der Menschenrechtsorganisation Pro Asyl aktuell ca. 103 Millionen Menschen auf der Flucht befinden; das sind doppelt so viele, wie vor zehn Jahren. Fluchtursachen seien vor allem Naturgewalten, Umweltkrisen und Kriege. Sie macht deutlich, dass die Menschen flüchten, um ihr Leben und das Leben ihrer Familien zu retten. Die Erfahrung zeige, dass viele, die zu uns kommen, baldmöglichst zurück wollen - und dennoch für immer bei uns bleiben.

Darum hat es sich der Verein „Leben in der Fremde e. V.“ zur Aufgabe gemacht, allen, die fremd in unserem Land sind, allen die unterwegs sind und auf der Suche nach einem sicheren zu Hause, die Hand zu reichen. Dabei wird auf den einzelnen Menschen und seine Lebensgeschichte geschaut - und darauf, was der Mensch "in diesem Augenblick braucht, um sich sicher zu fühlen", denn viele haben schlimme Dinge auf der Flucht erlebt, die verarbeitet werden müssen.

Schwerpunkt der Vereinsarbeit ist es, die Geflüchteten dabei zu unterstützen, eine passende Wohnung zu finden, die deutsche Sprache zu erlernen und die Kinder in Kitas und Schulen unterzubringen. Auch das Finden eines Arbeitsplatzes sei ein entscheidender Faktor, um neue Wurzeln schlagen zu können, so Susanne Ohse. Das kann nur gelingen, weil der Verein Teil eines Netzwerks im Landkreis Goslar ist, zu dem auch die Kirchen und Wohlfahrtsverbände gehören. In diesem Zusammenhang verweist sie z. B. auf die Ferienfreizeit der Katholischen Kirche Nordharz, durch die auch geflüchteten Kindern unbeschwerte Urlaubswochen beschert wurden. "Mit vereinten Kräften und verteilten Rollen leisten viele Menschen jeden Tag gute Arbeit bei der Integration von Geflüchteten." Darum hoffe sie auf eine weiterhin gut Zusammenarbeit.

Auch dieser Gedanke wurde beim anschließenden Predigtgespräch aufgegriffen: Wie kann jede und jeder Einzelne die Integration von Geflüchteten im Alltag unterstützen? In ihrer Antwort wies Susanne Ohse auf die Internetseite der FreiwilligenAgentur Goslar hin. Dort würden immer wieder Menschen für überschaubare Aufgaben gesucht. Und wer habe es noch nicht erlebt, dass jemand an der Kasse des Supermarktes nicht weiterkomme, weil es sprachliche Probleme gäbe. In diesen und ähnlichen Situationen zu helfen, sei wertvoller für die Integration, als viele organisierte Aktionen. Bei leckerer Kartoffelsuppe zogen die Gespräche sich noch eine ganze Weile hin. Loslassen werden die aufrüttelnden Worte von Susanne Ohse die Beteiligten sicher nicht.

Am 3. Advent wird Klinikseelsorgerin Anja Schmidt um 11.00 Uhr in Vienenburg zum Thema "Sehnsucht" predigen.


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