11. Juni 2021

Kein Zurück zur Tagesordnung

Papst Franziskus hat das Angebot des Münchner Erzbischofs, Kardinal Reinhard Marx, zum Amtsverzicht ablehnt.
Von Marco Koch - In einer Erklärung, die auf der Internetseite des Erzbistums München und Freising veröffentlicht wurde, zeigt sich Kardinal Reinhard überrascht von der Reaktion des Papstes: "Ich habe nicht damit gerechnet, dass er so schnell reagieren würde und auch seine Entscheidung, dass ich meinen Dienst als Erzbischof von München und Freising weiter fortführen soll, habe ich so nicht erwartet.", heißt es dort. Das bedeute für ihn, nun darüber nachzudenken, welche neuen Wege angesichts des vielfältigen Versagens gegangen werden können. Für ihn bleibe es bei dem, was er in seiner Erklärung angesprochen habe: dass die Perspektive der Betroffenen stärker einbezogen werden müsse. Darüber hinaus machte Marx noch einmal deutlich, dass er weiterhin seine institutionelle Veranwortung sehe und persönlich Verantwortung tragen wolle. Die Entscheidung des Papstes akzeptiere er im Gehorsam, wie er es versprochen habe, empfinde sie aber als eine große Herausforderung, denn nun einfach wieder zur Tagesordnung überzugehen, könne nicht der Weg sein. Nun darf man gespannt sein, was die Entscheidung des Papstes bewirken wird. Die Betroffenen-Initiative "Eckiger Tisch" hat sich bereits kritisch dazu geäußert. Auf der Internetseite heißt es: "Besonders erschreckend ist aber, wie der Papst in seiner Erklärung versucht, die Verantwortung für Machtmissbrauch und Missbrauchsvertuschung durch Bischöfe weltweit zu relativieren, indem er darauf verweist, dass früher eben "andere Zeiten" gewesen seien." Von dem radikalen Neuanfang, den das Rücktrittsgesuch von Kardinal Marx angedeutet habe, sei jetzt jedenfalls wenig geblieben.

Amtsverzicht soll Bereitschaft zur Verantwortung zum Ausdruck bringen

Kardinal Reinhard Marx hat dem Papst seinen Rücktritt angeboten. Von Marco Koch - Was für eine Nachricht: Kardinal Reinhard Marx hat den Papst in einem persönlichen Brief darum gebeten, seinen Verzicht auf das Amt des Erzbischofs von München und Freising anzunehmen. Der ehemalige Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz begründet den Schritt so: "Im Kern geht es für mich darum, Mitverantwortung zu tragen für die Katastrophe des sexuellen Missbrauchs durch Amtsträger der Kirche in den vergangenen Jahrzehnten. Die Untersuchungen und Gutachten der letzten zehn Jahre zeigen für mich durchgängig, dass es viel persönliches Versagen und administrative Fehler gab, aber eben auch institutionelles oder 'systemisches' Versagen." Zwar spricht der Kardinal in seinem Brief an Papst Franziskus davon, dass die katholische Kirche nach seinem Endruck an einem gewissen 'toten Punkt' sei, gibt aber auch der Hoffnung Ausdruck, dass dieser zu einem 'Wendepunkt' werden könne. In einer Pressekonferenz betonte er darüber hinaus, dass er nicht amtsmüde sei, es aber nicht aureiche erst dann Verantwortung zu übernehmen, wenn "aus den Akten Fehler und Versäumnisse nachgewiesen werden". Er jedenfalls empfinde seine "persönliche Schuld und Mitverantwortung auch durch Schweigen, Versäumnisse und zu starke Konzentration auf das Ansehen der Institution. [...] Das Übersehen und Missachten der Opfer ist sicher unsere größte Schuld in der Vergangenheit gewesen." Aus dieser Erkenntnis seien auch persönliche Konsequenzen zu ziehen. "Ich glaube, eine Möglichkeit, diese Bereitschaft zur Verantwortung zum Ausdruck zu bringen, ist mein Amtsverzicht. So kann von mir vielleicht ein persönliches Zeichen gesetzt werden für neue Anfänge, für einen neuen Aufbruch der Kirche, nicht nur in Deutschland. Ich will zeigen, dass nicht das Amt im Vordergrund steht, sondern der Auftrag des Evangeliums. Auch das ist Teil der Hirtensorge. Ich bitte Sie deshalb sehr, diesen Verzicht anzunehmen." Spannend zu verfolgen wird nun sein, ob und welche Folgen der Amtsverzicht von Kardinal Marx für die katholische Kirche in Deutschland haben wird, ob andere Bischöfe in Deutschland ihm folgen werden und ob seine Vorstellung eines Wendepunktes aus der Krise zur Realität wird. Aus seiner Sicht könne das "nur ein 'synodaler Weg' sein, ein Weg, der wirklich die 'Unterscheidung der Geister' ermöglicht", wie Papst Franziskus es ja in seinem Brief an die Kirche in Deutschland unterstrichen habe. Den vollständigen Brief von Kardinal Reinhard Marx an den Papst können Sie auf der Internetseite der Erzdiözese München-Freising lesen, wenn Sie hier klicken. Interessante Hintergrundberichte gibt es auf katholisch.de Foto: Dr. Paulus Decker | pfarrbriefservice.de

Präventionsfortbildung

Stadt - Land - Gott

Schutzkonzept

Soziale Netzwerke

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Papst Franziskus hat das Angebot des Münchner Erzbischofs, Kardinal Reinhard Marx, zum Amtsverzicht ablehnt.
Von Marco Koch - In einer Erklärung, die auf der Internetseite des Erzbistums München und Freising veröffentlicht wurde, zeigt sich Kardinal Reinhard überrascht von der Reaktion des Papstes: "Ich habe nicht damit gerechnet, dass er so schnell reagieren würde und auch seine Entscheidung, dass ich meinen Dienst als Erzbischof von München und Freising weiter fortführen soll, habe ich so nicht erwartet.", heißt es dort. Das bedeute für ihn, nun darüber nachzudenken, welche neuen Wege angesichts des vielfältigen Versagens gegangen werden können. Für ihn bleibe es bei dem, was er in seiner Erklärung angesprochen habe: dass die Perspektive der Betroffenen stärker einbezogen werden müsse. Darüber hinaus machte Marx noch einmal deutlich, dass er weiterhin seine institutionelle Veranwortung sehe und persönlich Verantwortung tragen wolle. Die Entscheidung des Papstes akzeptiere er im Gehorsam, wie er es versprochen habe, empfinde sie aber als eine große Herausforderung, denn nun einfach wieder zur Tagesordnung überzugehen, könne nicht der Weg sein. Nun darf man gespannt sein, was die Entscheidung des Papstes bewirken wird. Die Betroffenen-Initiative "Eckiger Tisch" hat sich bereits kritisch dazu geäußert. Auf der Internetseite heißt es: "Besonders erschreckend ist aber, wie der Papst in seiner Erklärung versucht, die Verantwortung für Machtmissbrauch und Missbrauchsvertuschung durch Bischöfe weltweit zu relativieren, indem er darauf verweist, dass früher eben "andere Zeiten" gewesen seien." Von dem radikalen Neuanfang, den das Rücktrittsgesuch von Kardinal Marx angedeutet habe, sei jetzt jedenfalls wenig geblieben.

Amtsverzicht soll Bereitschaft zur Verantwortung zum Ausdruck bringen

Kardinal Reinhard Marx hat dem Papst seinen Rücktritt angeboten. Von Marco Koch - Was für eine Nachricht: Kardinal Reinhard Marx hat den Papst in einem persönlichen Brief darum gebeten, seinen Verzicht auf das Amt des Erzbischofs von München und Freising anzunehmen. Der ehemalige Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz begründet den Schritt so: "Im Kern geht es für mich darum, Mitverantwortung zu tragen für die Katastrophe des sexuellen Missbrauchs durch Amtsträger der Kirche in den vergangenen Jahrzehnten. Die Untersuchungen und Gutachten der letzten zehn Jahre zeigen für mich durchgängig, dass es viel persönliches Versagen und administrative Fehler gab, aber eben auch institutionelles oder 'systemisches' Versagen." Zwar spricht der Kardinal in seinem Brief an Papst Franziskus davon, dass die katholische Kirche nach seinem Endruck an einem gewissen 'toten Punkt' sei, gibt aber auch der Hoffnung Ausdruck, dass dieser zu einem 'Wendepunkt' werden könne. In einer Pressekonferenz betonte er darüber hinaus, dass er nicht amtsmüde sei, es aber nicht aureiche erst dann Verantwortung zu übernehmen, wenn "aus den Akten Fehler und Versäumnisse nachgewiesen werden". Er jedenfalls empfinde seine "persönliche Schuld und Mitverantwortung auch durch Schweigen, Versäumnisse und zu starke Konzentration auf das Ansehen der Institution. [...] Das Übersehen und Missachten der Opfer ist sicher unsere größte Schuld in der Vergangenheit gewesen." Aus dieser Erkenntnis seien auch persönliche Konsequenzen zu ziehen. "Ich glaube, eine Möglichkeit, diese Bereitschaft zur Verantwortung zum Ausdruck zu bringen, ist mein Amtsverzicht. So kann von mir vielleicht ein persönliches Zeichen gesetzt werden für neue Anfänge, für einen neuen Aufbruch der Kirche, nicht nur in Deutschland. Ich will zeigen, dass nicht das Amt im Vordergrund steht, sondern der Auftrag des Evangeliums. Auch das ist Teil der Hirtensorge. Ich bitte Sie deshalb sehr, diesen Verzicht anzunehmen." Spannend zu verfolgen wird nun sein, ob und welche Folgen der Amtsverzicht von Kardinal Marx für die katholische Kirche in Deutschland haben wird, ob andere Bischöfe in Deutschland ihm folgen werden und ob seine Vorstellung eines Wendepunktes aus der Krise zur Realität wird. Aus seiner Sicht könne das "nur ein 'synodaler Weg' sein, ein Weg, der wirklich die 'Unterscheidung der Geister' ermöglicht", wie Papst Franziskus es ja in seinem Brief an die Kirche in Deutschland unterstrichen habe. Den vollständigen Brief von Kardinal Reinhard Marx an den Papst können Sie auf der Internetseite der Erzdiözese München-Freising lesen, wenn Sie hier klicken. Interessante Hintergrundberichte gibt es auf katholisch.de Foto: Dr. Paulus Decker | pfarrbriefservice.de

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