Diese Ausstellung berührt Herzen

Von Marco Koch - "Diese Ausstellung ist hier in Goslar zum ersten Mal in einer Kirche zu sehen." sagte der Fotograf Mark Mühlhaus beim Aufbau der Fototafeln. "Dann wird es Zeit.", dachte ich bei mir und genau diesen Gedanken griff Pfarrer Thomas Mogge in seiner Eröffnungsrede auf: "Wir sind dankbar, Gastgeber für diese wichtige Ausstellung zu sein, mitten in der Stadt Goslar. Und von unserer Seite möchten wir das in einer Zeit, in der auch von unerwarteter politischer Seite die Aufforderung zu hören ist, die Kirchen mögen sich aus der Politik raushalten, als ein Zeichen verstehen, dass wir das anders sehen.", machte er deutlich und bekam dafür spontanen Applaus von den etwa 50 Zuhörerinnen und Zuhörern.
Er sei überzeugt davon, dass diese Ausstellung Herzen berühre, weil es um Menschen, um Schicksale, um Opfer gehe, um Familien, Freundinnen und Freunde, um Folgen von Terror: den Verlust geliebter Menschen, den Verlust von der Unversehrtheit des Leibes, der Würde, von Beheimatung, und von Sicherheit. Die Ausstellung stelle uns alle vor die Frage, was wir für unser Miteinander, für unsere Gesellschaft, für unsere Demokratie tun können, ja sogar müssen.
"Die Fotos der Ausstellung", erzählte Fotograf Mark Mühlhaus den Gästen, "stammen aus den Jahren 2021/2022." Da habe er kreuz und quer durch Deutschland 10.000 Kilometer zurückgelegt, um Bilder für eine Ausstellung im NS-DOK, dem zentralen Ort für die kritische Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus in Köln, zu machen. Der große Zuspruch motiverte dazu, daraus eine Wanderausstellung zu erstellen, die seitdem in ganz Deutschland unterwegs ist - und jetzt zum ersten Mal in einer Kirche. Die Auseinandersetzung mit meist unbekannten oder in Vergessenheit geratenen Gewaltgeschichten erfolgt anhand von Fotos, auf denen Schauplätze rechter Übergriffe, Attentate und Morde festgehalten sind. Dies sind alltägliche Orte: öffentliche Plätze, Häuserzeilen, Landstraßen, Uferpromenaden oder Badeseen. In ihrer scheinbaren Normalität fordern die Bilder die Besucherinnen und Besucher heraus, sich mit den Orten und den damit verbundenen Geschichten rechten Terrors auseinanderzusetzen. Dazu liegt ein Booklet in der Kirche aus, das auch QR-Codes zu Audiodateien enthält. Mark Mühlhaus versteht die Ausstellung nicht nur als Blick in die Vergangenheit, sondern er setzt sich auch mit der Frage auseinander, wie das Miteinander funktionieren und wie Menschen gewaltfrei zusammenleben können.
Dr. Frank Ahrens, Gewerkschaftssekretär von ver.di lud die Anwesenden zum Abschluss der Eröffnung, die von Yousef Emanuel an der Klarinette und Mirella Asaad am Keyboard musikalisch umrahmt wurde, dazu ein, sich die Ausstellung anzusehen, sich miteinander und mit dem Fotografen Mark Mühlhaus bei einem Getränk auszutauschen. Zu sehen ist die Ausstellung in der St.-Jakobi-Kirche noch bis zum 11. Mai, täglich von 10.00 - 18.00 Uhr.