Gedanken zum Gedenken

Von Stefan Bolde-Müller - Seit Mai letzten Jahres sitze ich – mit Ausnahme der Sommerferien – jeden Montag um halb Acht in der St.-Jakobi-Kirche. Und fast immer kamen in der Vergangenheit mehr oder weniger Schülerinnen und Schüler um sich meine Gedanken zum Wochenanfang und die dazu passenden Lieder anzuhören. Am letzten Montag, dem 27. Januar 2025, kam eine ältere Dame dazu. Auf dem Weg zum Sport hatte sie kurz Halt gemacht in unserem Raum der Stille. Im Anschluss bedankte sie sich für die Lieder und die Gedanken zu diesem Tag.
Der 27. Januar 2025 - für viele ein ganz „normaler“ Tag. Für andere ein „besonderer“ Tag. An diesem Tag vor 80 Jahren wurden die Überlebenden des Vernichtungslagers Auschwitz befreit. Auch wenn wir selbst keine Verantwortung für die damaligen Taten tragen, haben wir eine Verantwortung dafür, dass so etwas nie wieder passieren kann. D.h. wir müssen uns “Erinnern”.
Ich hatte mir vorher also Gedanken gemacht, welche Lieder passen wohl am besten zu diesem Gedenken und ich fand drei Stück: „Willkommen in Deutschland“ von Die Toten Hosen, „We shall overcome“ von Joan Baez und „If I Had a Hammer“ von Peter, Paul and Mary.
Dieses letzte Lied, ein Protestsong aus den 1960er-Jahren, ist heute aktueller den je. Es ist eine kraftvolle Hymne des sozialen und politischen Aktivismus, die den Wunsch nach Gerechtigkeit, Freiheit und Liebe unter allen Menschen zum Ausdruck bringt.
In jeder Strophe wird ein anderes Symbol benutzt:
Der „Hammer“ als Zeichen für Gerechtigkeit. Er fordert uns auf, aktiv teilzunehmen und unsere Stimme zu erheben.
Die „Glocke“ als Zeichen für die Freiheit. Eine Glocke wird in der Gefahr geschlagen. Sie soll uns wachrütteln. Und die Dringlichkeit des Handelns ins Bewusstsein rücken.
Das „Lied“ als Zeichen für die Liebe. Das Lied symbolisiert die Wichtigkeit von Kommunikation und einer emotionalen Verbindung.
Diese Symbole heben unterschiedliche Ansätze zur Bewältigung gesellschaftlicher Probleme hervor, betonen jedoch alle die Bedeutung von Liebe, Einheit und Gerechtigkeit. In der letzten Strophe erklärt der Sänger, dass er Hammer, Glocke und Lied besitzt. Dies ist ein Aufruf zum Handeln. Sie ist die Aufforderung an jeden einzelnen Menschen, seine Fähigkeiten und Ressourcen zu nutzen, um eine gerechtere, mitfühlendere und integrativere Gesellschaft zu schaffen. Es erinnert daran, dass das Streben nach Gerechtigkeit und Liebe eine gemeinsame Verantwortung ist und dass Veränderungen durch kollektive Anstrengungen und Zusammenarbeit erreicht werden können "überall in diesem Land".
Und gerade nach den Ereignissen im Bundestag in dieser Woche wird es immer deutlicher, dass wir als verantwortungsbewusste Christinnen und Christen Position beziehen müssen.
Foto: Friedbert Simon | pfarrbriefservice.de