13. September 2021

Kein Urlaub im Ferienparadies

Drei Jugendliche aus Vienenburg haben einen Gruppenleiterkurs absolviert und dabei "Hugo" erfunden. Wir haben sie interviewt.
Von Marco Koch - Während der Sommerferien waren Hannah (15), Tim (15) und Christian (16) 12 Tage lang im Kolping Ferienparadies in Duderstadt - aber nicht, um dort Urlaub zu machen. Gemeinsam mit fünf anderen Jugendlichen aus dem Bistum Hildesheim, haben die drei sich fit gemacht, zukünftig selbst Gruppen zu leiten und als Gruppenleiter:innen an Ferienfreizeiten teilzunehmen. Das Besondere an diesem Kurs war, dass die verschiedenen Bausteine - Persönlichkeitsorientierter Kurs (POK), Gruppenleiter:innenkurs (GLK), Praxisübung und Grundfortbildungen zur Prävention von sexualisierter Gewalt - in den knapp zwei Wochen kombiniert wurden. Ein durchaus gelungener Ansatz, der zumindest Tim und Hannah begeistert hat. Im Interview erzählen sie von ihren Erfahrungen. Hattet ihr eigentlich in den Sommerferien nichts Besseres zu tun, als an einem Gruppenleiterkurs teilzunehmen? Tim: Nee! (lacht) Wir hatten es so oder so vor, weil der Kurs im letzten Jahr ausgefallen ist. Und so hatten wir gleich alles auf einmal durch. Hannah: Ich war vorher schon zwei Wochen im Urlaub. In den letzten Jahren waren wir ja immer als Teilnehmer mit auf Ferienfreizeit und wollten schon immer auch als Leiter mitfahren. Und da passte das Angebot in den Sommerferien natürlich ganz gut. Wie ist denn der erste Teil, der POK, abgelaufen? Tim: Beim POK haben wir uns ganz viel mit uns selbst beschäftigt. Wir haben z. B. eine Lebensstraße gestaltet ... Hannah: Beim POK ging es jeden Tag um ein anderes Thema: Am ersten Tag ging es um das "Ich", dann um das "Du", um Gott und um das "Wir". Als es um das "Du" ging, haben wir uns viel mit dem Thema "Freundschaft" beschäftigt, welche Werte da wichtig sind. Am Tag, als wir das Thema "Gott" hatten, konnten wir unser eigenes Glaubensbekenntnis schreiben und wir hatten Besuch von einem Priester aus Hildesheim, mit dem wir einzeln spazieren gegangen sind. Dabei konnten wir ihm alle möglichen Fragen stellen. Beim Thema "Wir" ging es darum, dass wir jetzt im Team zusammenarbeiten. Und was war euer persönliches Highlight? Tim: Das mit den Freundschaften fand ich ganz gut ... Hannah: Besonders gut fand ich, dass wir dem Priester alle Fragen stellen konnten, die wir hatten, also z. B., wenn Gott alle Menschen gleich viel liebt, warum sterben dann Kinder so früh? Oder ob er sich manchmal bei einem Familiengottesdienst wünscht, eine Familie zu haben? Das hat er ganz offen beantwortet. In den anderthalb Tagen zwischen POK und GLK hattet ihr frei. Was habt ihr da denn gemacht? Hannah: Am Mittwoch waren wir in Duderstadt, haben uns da die Kirchen angeguckt, waren Eis essen und abends noch Essen. Da haben wir Teilnehmer uns beim Griechen einen Tisch bestellt. Am Donnerstag haben wir erstmal etwas länger geschlafen ... Tim: Ja, eine Stunde oder so ... Hannah: ... und dann konnten wir vormittags machen, was wir wollten und haben uns entschieden, dass wir wandern gehen. Dann waren wir 16 Kilometer wandern zur Rhumequelle. Und abends haben wir dann noch einen Karaoke-Abend gemacht. Wir sind eine super Gemeinschaft geworden und auch in den Mittagspausen und abends nach dem Programm ganz viel mit allen zusammen gemacht. Tim: Gut war, dass wir uns von Tag eins an alle gut verstanden. Es war gut, mal wieder neue Leute kennenzulernen. Hannah: Das war definitiv so! Wir haben alles super zusammen gemeistert und uns gegenseitig motiviert und gestärkt. Obwohl wir erst Fremde waren, waren alle offen und herzlich und nett zueinander. Das war echt wundervoll. Welche Inhalte hatte dann der eigentliche Jugendleiterkurs? Tim: Da ging es darum, was macht man, wie man sich als Jugendleiter bei Streitsituationen verhält oder was man - rechtlich gesehen - machen darf und welche Pflichten man hat. Wir haben verschiedene Leitungsstile kennengelernt ... Hannah: Das war lustig! Tim: ... Die Teamer haben verschiedene Situationen gespielt, also z. B. "Mir egal. Macht, was ihr wollt." oder der demokratische Leiter, der alles abgestimmt hat, oder der Autoritäre, der versucht hat, uns zum Malen zu bringen. Das war ganz lustig, hat aber auch gezeigt, wie man es nicht machen sollte. Und wie würdest du es machen? Tim: Das kommt immer auf die Situation an. In einer Gefahrensituation muss ich klar durchgreifen, aber ich kann auch mal was abstimmen lassen. Hannah: Als wir den Praxisteil am Schluss hatten, konnten wir das Gelernte auch anwenden. Da hat man gemerkt, dass man unterschiedliche Leitungsstile brauchen kann. Tim: Den Praxisteil haben wir gemeinsam vorbereitet. Wir haben einen Tag beim Ferienprogramm im "Emmaus" (Jugendpastorales Zentrum in Duderstadt) geleitet. Dazu konnten sich Kinder anmelden und wir haben uns von 10 - 18 Uhr um sie gekümmert. Dafür haben wir so eine kleine Story entwickelt, dass Hugo (s. Foto), ein Alien auf die Erde gefallen ist, dem dann geholfen werden muss. Dabei habe ich z. B. Spiele angeleitet oder Essen ausgeteilt. Hannah: Ich hatte ganz viel mit der Planung im Vorfeld zu tun. An dem Tag selbst war ich eher im Hintergrund tätig und habe dann schon mal das Nächste vorbereitet oder Tische abgewischt. Ich war also eher die Organisation im Hintergrund. Was ist denn die wichtigste Erkenntnis, die ihr aus dem Kurs mitgebracht habt? Hannah: Als Gruppenleiterin musst du ja dafür sorgen, dass die Kinder beschäftigt sind und alle Spaß haben. Das war z. T. schon schwieriger als man dachte. Wichtig ist, dass wir alles im Überblick haben. Das haben wir schon ganz gut gemacht, aber trotzdem ist immer noch Luft nach oben. Tim: Dass so ein Tag anstrengend ist, war mir schon bewusst, aber man hat es dann nochmal am eigenen Leib erfahren. Für die Zukunft muss man halt noch einiges lernen, z. B. wie man es genau abstimmt, dass nicht alle Leiter zu einem Kind rennen und sich um das Kind kümmern oder dass nur einer etwas mit den Kindern macht und die anderen am Vorbereiten sind. Marco Koch: Hannah und Tim, vielen Dank, dass ihr euch auf dieses Gespräch eingelassen habt. Vielen Dank auch dafür, dass ihr einen Teil eurer Ferien geopfert habt, um an diesem Kurs teilzunehmen, und vielen Dank schon jetzt dafür, dass ihr euch als Gruppenleiterin und Gruppenleiter zukünftig einbringen wollt, z. B. bei Ferienfreizeiten oder anderen Aktionen. Ich wünsche euch, dass ihr euren Erfahrungsschatz dabei einbringen und erweitern könnt.

Präventionsfortbildung

Stadt - Land - Gott

Schutzkonzept

Soziale Netzwerke

13. September 2021

Kein Urlaub im Ferienparadies

Drei Jugendliche aus Vienenburg haben einen Gruppenleiterkurs absolviert und dabei "Hugo" erfunden. Wir haben sie interviewt.
Von Marco Koch - Während der Sommerferien waren Hannah (15), Tim (15) und Christian (16) 12 Tage lang im Kolping Ferienparadies in Duderstadt - aber nicht, um dort Urlaub zu machen. Gemeinsam mit fünf anderen Jugendlichen aus dem Bistum Hildesheim, haben die drei sich fit gemacht, zukünftig selbst Gruppen zu leiten und als Gruppenleiter:innen an Ferienfreizeiten teilzunehmen. Das Besondere an diesem Kurs war, dass die verschiedenen Bausteine - Persönlichkeitsorientierter Kurs (POK), Gruppenleiter:innenkurs (GLK), Praxisübung und Grundfortbildungen zur Prävention von sexualisierter Gewalt - in den knapp zwei Wochen kombiniert wurden. Ein durchaus gelungener Ansatz, der zumindest Tim und Hannah begeistert hat. Im Interview erzählen sie von ihren Erfahrungen. Hattet ihr eigentlich in den Sommerferien nichts Besseres zu tun, als an einem Gruppenleiterkurs teilzunehmen? Tim: Nee! (lacht) Wir hatten es so oder so vor, weil der Kurs im letzten Jahr ausgefallen ist. Und so hatten wir gleich alles auf einmal durch. Hannah: Ich war vorher schon zwei Wochen im Urlaub. In den letzten Jahren waren wir ja immer als Teilnehmer mit auf Ferienfreizeit und wollten schon immer auch als Leiter mitfahren. Und da passte das Angebot in den Sommerferien natürlich ganz gut. Wie ist denn der erste Teil, der POK, abgelaufen? Tim: Beim POK haben wir uns ganz viel mit uns selbst beschäftigt. Wir haben z. B. eine Lebensstraße gestaltet ... Hannah: Beim POK ging es jeden Tag um ein anderes Thema: Am ersten Tag ging es um das "Ich", dann um das "Du", um Gott und um das "Wir". Als es um das "Du" ging, haben wir uns viel mit dem Thema "Freundschaft" beschäftigt, welche Werte da wichtig sind. Am Tag, als wir das Thema "Gott" hatten, konnten wir unser eigenes Glaubensbekenntnis schreiben und wir hatten Besuch von einem Priester aus Hildesheim, mit dem wir einzeln spazieren gegangen sind. Dabei konnten wir ihm alle möglichen Fragen stellen. Beim Thema "Wir" ging es darum, dass wir jetzt im Team zusammenarbeiten. Und was war euer persönliches Highlight? Tim: Das mit den Freundschaften fand ich ganz gut ... Hannah: Besonders gut fand ich, dass wir dem Priester alle Fragen stellen konnten, die wir hatten, also z. B., wenn Gott alle Menschen gleich viel liebt, warum sterben dann Kinder so früh? Oder ob er sich manchmal bei einem Familiengottesdienst wünscht, eine Familie zu haben? Das hat er ganz offen beantwortet. In den anderthalb Tagen zwischen POK und GLK hattet ihr frei. Was habt ihr da denn gemacht? Hannah: Am Mittwoch waren wir in Duderstadt, haben uns da die Kirchen angeguckt, waren Eis essen und abends noch Essen. Da haben wir Teilnehmer uns beim Griechen einen Tisch bestellt. Am Donnerstag haben wir erstmal etwas länger geschlafen ... Tim: Ja, eine Stunde oder so ... Hannah: ... und dann konnten wir vormittags machen, was wir wollten und haben uns entschieden, dass wir wandern gehen. Dann waren wir 16 Kilometer wandern zur Rhumequelle. Und abends haben wir dann noch einen Karaoke-Abend gemacht. Wir sind eine super Gemeinschaft geworden und auch in den Mittagspausen und abends nach dem Programm ganz viel mit allen zusammen gemacht. Tim: Gut war, dass wir uns von Tag eins an alle gut verstanden. Es war gut, mal wieder neue Leute kennenzulernen. Hannah: Das war definitiv so! Wir haben alles super zusammen gemeistert und uns gegenseitig motiviert und gestärkt. Obwohl wir erst Fremde waren, waren alle offen und herzlich und nett zueinander. Das war echt wundervoll. Welche Inhalte hatte dann der eigentliche Jugendleiterkurs? Tim: Da ging es darum, was macht man, wie man sich als Jugendleiter bei Streitsituationen verhält oder was man - rechtlich gesehen - machen darf und welche Pflichten man hat. Wir haben verschiedene Leitungsstile kennengelernt ... Hannah: Das war lustig! Tim: ... Die Teamer haben verschiedene Situationen gespielt, also z. B. "Mir egal. Macht, was ihr wollt." oder der demokratische Leiter, der alles abgestimmt hat, oder der Autoritäre, der versucht hat, uns zum Malen zu bringen. Das war ganz lustig, hat aber auch gezeigt, wie man es nicht machen sollte. Und wie würdest du es machen? Tim: Das kommt immer auf die Situation an. In einer Gefahrensituation muss ich klar durchgreifen, aber ich kann auch mal was abstimmen lassen. Hannah: Als wir den Praxisteil am Schluss hatten, konnten wir das Gelernte auch anwenden. Da hat man gemerkt, dass man unterschiedliche Leitungsstile brauchen kann. Tim: Den Praxisteil haben wir gemeinsam vorbereitet. Wir haben einen Tag beim Ferienprogramm im "Emmaus" (Jugendpastorales Zentrum in Duderstadt) geleitet. Dazu konnten sich Kinder anmelden und wir haben uns von 10 - 18 Uhr um sie gekümmert. Dafür haben wir so eine kleine Story entwickelt, dass Hugo (s. Foto), ein Alien auf die Erde gefallen ist, dem dann geholfen werden muss. Dabei habe ich z. B. Spiele angeleitet oder Essen ausgeteilt. Hannah: Ich hatte ganz viel mit der Planung im Vorfeld zu tun. An dem Tag selbst war ich eher im Hintergrund tätig und habe dann schon mal das Nächste vorbereitet oder Tische abgewischt. Ich war also eher die Organisation im Hintergrund. Was ist denn die wichtigste Erkenntnis, die ihr aus dem Kurs mitgebracht habt? Hannah: Als Gruppenleiterin musst du ja dafür sorgen, dass die Kinder beschäftigt sind und alle Spaß haben. Das war z. T. schon schwieriger als man dachte. Wichtig ist, dass wir alles im Überblick haben. Das haben wir schon ganz gut gemacht, aber trotzdem ist immer noch Luft nach oben. Tim: Dass so ein Tag anstrengend ist, war mir schon bewusst, aber man hat es dann nochmal am eigenen Leib erfahren. Für die Zukunft muss man halt noch einiges lernen, z. B. wie man es genau abstimmt, dass nicht alle Leiter zu einem Kind rennen und sich um das Kind kümmern oder dass nur einer etwas mit den Kindern macht und die anderen am Vorbereiten sind. Marco Koch: Hannah und Tim, vielen Dank, dass ihr euch auf dieses Gespräch eingelassen habt. Vielen Dank auch dafür, dass ihr einen Teil eurer Ferien geopfert habt, um an diesem Kurs teilzunehmen, und vielen Dank schon jetzt dafür, dass ihr euch als Gruppenleiterin und Gruppenleiter zukünftig einbringen wollt, z. B. bei Ferienfreizeiten oder anderen Aktionen. Ich wünsche euch, dass ihr euren Erfahrungsschatz dabei einbringen und erweitern könnt.

Präventionsfortbildung

Stadt - Land - Gott

Schutzkonzept

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