26. Juni 2025

Mit Hilfe der Erinnerung die Zukunft gestalten

Vier Jahre war Kaplan Johannes Jäger zwischen 1941 und 1945 im Konzentrationslager Dachau interniert.

Von Marco Koch - Weitere sieben Stolpersteine wurden am Mittwoch in der Goslarer Altstadt verlegt. Sie erinnern an Opfer der nationalsozialistischen Diktatur. Unter ihnen war auch Johannes Jäger. Nach seiner Priesterweihe 1938 kam er 1940 als Kaplan nach Goslar. Warum er am 29. April 1941 von den Nationalsozialisten verhaftet wurde, ist auch nach intensiven Recherchen nicht ganz klar. Bekannt ist, dass er zwei Monate im Goslarer Gerichtsgefängnis in Untersuchungshaft genommen wurde und anschließend in das Konzentrationslager Dachau deportiert wurde. Kurz vor der Befreiung des Lagers durch amerikanische Truppen wurde er im März 1945 entlassen und kehrte zu Fuß zu seiner Familie in der Nähe von Hildesheim zurück. Direkt im Anschluss meldete er sich zum Dienst in der Diözese Hildesheim zurück und wurde in unterschiedlichen Gemeinden eingesetzt. Am 17. Februar 1999 verstarb Johannes Jäger und wurde in Hildesheim beigesetzt. Auf dem Domhof ist ihm bereits ein Stolperstein gewidmet - und nun auch an der Stätte seiner Verhaftung.

Der Tag der Stolpersteinverlegung begann um 11.00 Uhr in der St.-Jakobi-Kirche. Gestaltet wurde sie von Angehörigen Kaplan Jägers. Drei Generationen waren nach Goslar gekommen, um an ihn zu erinnern. In seiner Begrüßung sagte Pfarrer Thomas Mogge: "Wir sind heute hier, um uns zu erinnern. Nur mit Hilfe der Erinnerung können wir die Vergangenheit verstehen lernen. Nur mit Hilfe der Erinnerung können wir die Gegenwart deuten lernen. Und nur mit Hilfe der Erinnerung können wir die Zukunft neu gestalten lernen." Kaplan Jäger sei in der wohl dunkelsten Zeit unserer Geschichte wie ein Licht gewesen, das die Dunkelheit zwar nicht vertreiben konnte, aber für die Menschen geleuchtet und sie gewärmt habe, so Pfarrer Mogge weiter. In einer kurzen Ansprache erinnerte ein Neffe Kaplan Jägers an dessen Leben und Wirken. Teilnehmer an der Andacht waren auch Weihbischof Dr. Nikolaus Schwerdtfeger und Dr. Stefan Cramer von der Initiative Stolpersteine im Verein Spurensuche, der in akribischer Kleinarbeit Informationen über Kaplan Jäger zusammengestellt und so die Verlegung seines und der anderen Stolpersteine initiiert hatte. Seinen Artikel über seine Recherchen und das Leben Kaplan Jägers können Sie in der aktuellen Ausgabe des Magazins "Stadt - Land - Gott" auf den Seiten 10 und 11 nachlesen, die in den Kirchen ausliegt oder online gelesen werden kann, wenn Sie hier klicken.

Der Nachmittag stand dann im Zeichen der eigentlichen Verlegung der sieben Stolpersteine für den Schuster Josef Schacker in der Breiten Straße 58, für die "Euthanasie"-Opfer Ingeborg Boeglen (Petersilienstraße 17), Anna König (geb. Paulmann, Petersilienstraße 19), Auguste Müller (geb. Theuerkauf, Worthsatenwinkel 1) und Hermann Kassebaum (Von-Garßen-Straße 6), den Polizeioberinspektor Friedrich Ostheeren (Petersilienstraße 17) und Kaplan Johannes Jäger am ehemaligen Pfarrhaus der St.-Jakobi-Gemeinde in der Zehntstraße 18.

Vor Ort gab es getragene Gitarren- und Cellomusik und anschließend setzten zwei Mitarbeiter des städtischen Betriebshofes den glänzenden Stolperstein in die vorbereiteten Einschnitte im Pflaster. Nachdem die Stolpersteine noch kurz poliert wurden, ging es dann weiter zum nächsten Ort. Begleitet wurden die Initiatoren der Initiative von einer erfreulicherweise großen Gruppe Interessierter - hoffentlich ein gutes Zeichen, zeigt sich daran doch, dass viele Menschen die Verlegung der Stolpersteine und die Erinnerung an die dahinterstehenden Opfer mittragen und aus dieser Erinnerung die Zukunft gestalten wollen.

Fotos: Johannes Jäger (ca. 1933) aus dem Archiv der Familie Flohr | Marco Koch


Präventionsfortbildung

Stadt - Land - Gott

Webshop Goslarsche Höfe

Schutzkonzept

26. Juni 2025

Mit Hilfe der Erinnerung die Zukunft gestalten

Vier Jahre war Kaplan Johannes Jäger zwischen 1941 und 1945 im Konzentrationslager Dachau interniert.

Von Marco Koch - Weitere sieben Stolpersteine wurden am Mittwoch in der Goslarer Altstadt verlegt. Sie erinnern an Opfer der nationalsozialistischen Diktatur. Unter ihnen war auch Johannes Jäger. Nach seiner Priesterweihe 1938 kam er 1940 als Kaplan nach Goslar. Warum er am 29. April 1941 von den Nationalsozialisten verhaftet wurde, ist auch nach intensiven Recherchen nicht ganz klar. Bekannt ist, dass er zwei Monate im Goslarer Gerichtsgefängnis in Untersuchungshaft genommen wurde und anschließend in das Konzentrationslager Dachau deportiert wurde. Kurz vor der Befreiung des Lagers durch amerikanische Truppen wurde er im März 1945 entlassen und kehrte zu Fuß zu seiner Familie in der Nähe von Hildesheim zurück. Direkt im Anschluss meldete er sich zum Dienst in der Diözese Hildesheim zurück und wurde in unterschiedlichen Gemeinden eingesetzt. Am 17. Februar 1999 verstarb Johannes Jäger und wurde in Hildesheim beigesetzt. Auf dem Domhof ist ihm bereits ein Stolperstein gewidmet - und nun auch an der Stätte seiner Verhaftung.

Der Tag der Stolpersteinverlegung begann um 11.00 Uhr in der St.-Jakobi-Kirche. Gestaltet wurde sie von Angehörigen Kaplan Jägers. Drei Generationen waren nach Goslar gekommen, um an ihn zu erinnern. In seiner Begrüßung sagte Pfarrer Thomas Mogge: "Wir sind heute hier, um uns zu erinnern. Nur mit Hilfe der Erinnerung können wir die Vergangenheit verstehen lernen. Nur mit Hilfe der Erinnerung können wir die Gegenwart deuten lernen. Und nur mit Hilfe der Erinnerung können wir die Zukunft neu gestalten lernen." Kaplan Jäger sei in der wohl dunkelsten Zeit unserer Geschichte wie ein Licht gewesen, das die Dunkelheit zwar nicht vertreiben konnte, aber für die Menschen geleuchtet und sie gewärmt habe, so Pfarrer Mogge weiter. In einer kurzen Ansprache erinnerte ein Neffe Kaplan Jägers an dessen Leben und Wirken. Teilnehmer an der Andacht waren auch Weihbischof Dr. Nikolaus Schwerdtfeger und Dr. Stefan Cramer von der Initiative Stolpersteine im Verein Spurensuche, der in akribischer Kleinarbeit Informationen über Kaplan Jäger zusammengestellt und so die Verlegung seines und der anderen Stolpersteine initiiert hatte. Seinen Artikel über seine Recherchen und das Leben Kaplan Jägers können Sie in der aktuellen Ausgabe des Magazins "Stadt - Land - Gott" auf den Seiten 10 und 11 nachlesen, die in den Kirchen ausliegt oder online gelesen werden kann, wenn Sie hier klicken.

Der Nachmittag stand dann im Zeichen der eigentlichen Verlegung der sieben Stolpersteine für den Schuster Josef Schacker in der Breiten Straße 58, für die "Euthanasie"-Opfer Ingeborg Boeglen (Petersilienstraße 17), Anna König (geb. Paulmann, Petersilienstraße 19), Auguste Müller (geb. Theuerkauf, Worthsatenwinkel 1) und Hermann Kassebaum (Von-Garßen-Straße 6), den Polizeioberinspektor Friedrich Ostheeren (Petersilienstraße 17) und Kaplan Johannes Jäger am ehemaligen Pfarrhaus der St.-Jakobi-Gemeinde in der Zehntstraße 18.

Vor Ort gab es getragene Gitarren- und Cellomusik und anschließend setzten zwei Mitarbeiter des städtischen Betriebshofes den glänzenden Stolperstein in die vorbereiteten Einschnitte im Pflaster. Nachdem die Stolpersteine noch kurz poliert wurden, ging es dann weiter zum nächsten Ort. Begleitet wurden die Initiatoren der Initiative von einer erfreulicherweise großen Gruppe Interessierter - hoffentlich ein gutes Zeichen, zeigt sich daran doch, dass viele Menschen die Verlegung der Stolpersteine und die Erinnerung an die dahinterstehenden Opfer mittragen und aus dieser Erinnerung die Zukunft gestalten wollen.

Fotos: Johannes Jäger (ca. 1933) aus dem Archiv der Familie Flohr | Marco Koch


Präventionsfortbildung

Stadt - Land - Gott

Webshop Goslarsche Höfe

Schutzkonzept