16. April 2019

Ökumenischer Kreuzweg

Migration zwischen Sorge und Vertrauenn
von Pfarrer Dirk Jenssen - Am Palmsonntag gingen bei widrigem Wetter so manche mit dem schweren Holzkreuz aus St. Jakobi schweigend durch die Goslarer Altstadt. Die Stationen in den Kirchen waren überschrieben: "Ich war ein Flüchtling" in der Frankenberger Kirche - "Was ist eigentlich gerecht" in der Neuwerkkirche - "Mit-Leiden" in St. Jakobi - Nur Weg!" in der Stephanikirche (hier wurde das Bild aufgenommen) - "Vom Aussterben bedroht" in der Marktkirche. An dieser Stelle der Text in der Jakobikirche: Mit-Leiden ist diese Station überschrieben. Gerade in der beginnenden Karwoche, schauen wir auf so viel Leid im Bereich von flüchtenden Menschen: Menschen, die auf Booten festgehalten werden und die keiner aufnehmen will. Politiker, die unwidersprochen das mahnende Wort von Papst Franziskus von der Festung Europas umkehren und sich massiv abschotten wollen, ohne die Menschen, die in Lebensgefahr sind, retten zu wollen. Wie können Christen da nicht Mitleiden? Wir sind verunsichert und berührt! Lesung: Hören wir eine vertraute Berührungsgeschichte aus dem Markusevangelium. Die Auferweckung der Tochter eines Synagogenvorstehers und die Heilung einer kranken Frau "Jesus fuhr wieder ans andere Ufer hinüber und eine große Menschenmenge versammelte sich um ihn. Während er noch am See war, kam einer der Synagogenvorsteher namens Jaïrus zu ihm. Als er Jesus sah, fiel er ihm zu Füßen und flehte ihn um Hilfe an; er sagte: Meine Tochter liegt im Sterben. Komm und leg ihr die Hände auf, damit sie geheilt wird und am Leben bleibt! Da ging Jesus mit ihm. Viele Menschen folgten ihm und drängten sich um ihn. Darunter war eine Frau, die schon zwölf Jahre an Blutfluss litt. Sie war von vielen Ärzten behandelt worden und hatte dabei sehr zu leiden; ihr ganzes Vermögen hatte sie ausgegeben, aber es hatte ihr nichts genutzt, sondern ihr Zustand war immer schlimmer geworden. Sie hatte von Jesus gehört. Nun drängte sie sich in der Menge von hinten heran und berührte sein Gewand. Denn sie sagte sich: Wenn ich auch nur sein Gewand berühre, werde ich geheilt. Und sofort versiegte die Quelle des Blutes und sie spürte in ihrem Leib, dass sie von ihrem Leiden geheilt war. Im selben Augenblick fühlte Jesus, dass eine Kraft von ihm ausströmte, und er wandte sich in dem Gedränge um und fragte: Wer hat mein Gewand berührt? Seine Jünger sagten zu ihm: Du siehst doch, wie sich die Leute um dich drängen, und da fragst du: Wer hat mich berührt? Er blickte umher, um zu sehen, wer es getan hatte. Da kam die Frau, zitternd vor Furcht, weil sie wusste, was mit ihr geschehen war; sie fiel vor ihm nieder und sagte ihm die ganze Wahrheit. Er aber sagte zu ihr: Meine Tochter, dein Glaube hat dich gerettet. Geh in Frieden! Du sollst von deinem Leiden geheilt sein." Lied: Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht „Wenn ich auch nur sein Gewand berühre“. Wenn man in Kontakt kommt mit ganz persönlichen Lebensgeschichten, dann kann man innerlich mitgenommen werden, was einen mitunter mitnimmt. Es gibt viele, die sich engagieren und über ihre Erfahrungen und Gedanken mit Geflüchteten reden. Sie begleiten Flüchtlinge und erfahren von ihren Gedanken, Gefühlen, Problemen. Und doch bleibt da manchmal eine Distanz. Was da passieren kann: dass die Ehrenamtlichen Angebote machen, die aus einem eigenen Interesse entstehen, aber nicht immer den Wünschen oder Anliegen von Geflüchteten entsprechen. Zuweilen geht es dann vielleicht mehr um Mitleid als um Mit-leiden. Gleichzeitig setzen sich viele Ehrenamtliche ein, um Geflüchteten bei Kontakten bzw. Gängen zu Ämtern oder in juristischen Angelegenheiten zu helfen. Und hier sieht man häufig, dass sie sich die Beine ausreißen, um zu Antworten oder Entscheidungen zu kommen, die den Geflüchteten helfen. Das ist zeitintensiv, kostet unfassbar viele Nerven und häufig arbeiten sich die Ehrenamtlichen durch viele Gesetzestexte und widmen viel private Zeit dafür. Da bange ich mit, weil ich erfahre, dass eine Familie abgeschoben werden soll und weiß, dass damit die Familie getrennt wird. Eine staatlich angeordnete Trennung einer Familie nimmt mich besonders mit, weil Menschenrecht gebrochen wird. Was können wir tun, was können wir nicht tun? Rechtlich alles versuchen und Menschen finden, die sich da auskennen. Andererseits nicht im Mitleid zu versinken oder zu versteinern. Wichtig wird es sein, in unserer komplexen Gesellschaft, die für Geflüchtete unübersichtlich und schwierig verständlich ist, ein Begleiter für Menschen zu sein, die unfassbar viele neue Aufgaben und Problemstellungen bearbeiten müssen. Gleichzeitig muss man sich fragen, mit welcher Intention man selbst an diese Aufgabe herantritt. Mitleiden kann da ein Mitgehen sein auch wenn ich nicht weiß, wie es enden wird. Ich freue mich über jeden und jede, der oder die Interesse zeigt, nachfragt und begleitet. Im Begleiten geschieht die Berührung. Da geht einem zuweilen die Kraft von einem weg zuweilen kommt sie auch. Das ist echte Menschlichkeit. Menschsein und Menschwerden geht in diesem Begleitprozess automatisch, weil es einem nahe geht und man bereit ist, gemeinsam Wege zu finden. Mitgehen ist die Lösung, die jetzt möglich ist. Deshalb auch Kreuzweg – Mittragen – Mit-Leiden und nicht nur distanziertes Mitleid. Gebet: Großer Gott, in diesen Tagen sind wieder viele Flüchtlinge im Mittelmeer und mitten in Europa gestorben. Diese Menschen starben nicht nur, weil ihre Boote zu alt und die Schlepper zu skrupellos sind - sondern letztlich auch deshalb, weil ihnen ein sicherer Weg nach Europa verwehrt bleibt. Wir bitten um Vergebung für die Menschen und Institutionen, die vor Flüchtlingen die Tür verschließen. Für all die Toten dieser Woche möchten wir beten - auch für die, von denen wir noch nichts wissen, die unbemerkt "verschwinden". Stehe den Angehörigen und Freunden bei, die nun diesen schweren Verlust verarbeiten müssen. Begleite auch diejenigen, die in den Heimatländern voll Ungewissheit auf Nachrichten von ihren geflüchteten Angehörigen warten. Herr, dein Sohn Jesus Christus war nach seiner Geburt selbst ein Flüchtling. Du kennst die Situation der Millionen Menschen, die auf der Flucht vor Gewalt, Verfolgung und Hunger sind. Beschütze sie und sei ihnen Zuflucht und Heimat, wenn sie nicht mehr weiter wissen. Gewähre allen Geflüchteten, dass sie ihr Ziel in Dir finden. Wir möchten auch für uns und unsere Mitmenschen beten: Wir danken für alle, die sich für Flüchtlinge einsetzen und ihnen in der Liebe Jesu begegnen. Gib uns und allen Gläubigen Kraft und Mut, den Heimatlosen eine Heimat und den Stummen eine Stimme zu geben. Öffne unsere Herzen für all jene, die bei uns ihre Zuflucht suchen. Bewirke eine Veränderung bei uns und unseren Politikern, damit wir bessere Wege des Zusammenlebens in der Einen Welt finden. Denn es gibt keine Fremden in Deiner Familie, nur Brüder und Schwestern, die füreinander Verantwortung tragen. Amen.

Präventionsfortbildung

Stadt - Land - Gott

Schutzkonzept

Soziale Netzwerke

16. April 2019

Ökumenischer Kreuzweg

Migration zwischen Sorge und Vertrauenn
von Pfarrer Dirk Jenssen - Am Palmsonntag gingen bei widrigem Wetter so manche mit dem schweren Holzkreuz aus St. Jakobi schweigend durch die Goslarer Altstadt. Die Stationen in den Kirchen waren überschrieben: "Ich war ein Flüchtling" in der Frankenberger Kirche - "Was ist eigentlich gerecht" in der Neuwerkkirche - "Mit-Leiden" in St. Jakobi - Nur Weg!" in der Stephanikirche (hier wurde das Bild aufgenommen) - "Vom Aussterben bedroht" in der Marktkirche. An dieser Stelle der Text in der Jakobikirche: Mit-Leiden ist diese Station überschrieben. Gerade in der beginnenden Karwoche, schauen wir auf so viel Leid im Bereich von flüchtenden Menschen: Menschen, die auf Booten festgehalten werden und die keiner aufnehmen will. Politiker, die unwidersprochen das mahnende Wort von Papst Franziskus von der Festung Europas umkehren und sich massiv abschotten wollen, ohne die Menschen, die in Lebensgefahr sind, retten zu wollen. Wie können Christen da nicht Mitleiden? Wir sind verunsichert und berührt! Lesung: Hören wir eine vertraute Berührungsgeschichte aus dem Markusevangelium. Die Auferweckung der Tochter eines Synagogenvorstehers und die Heilung einer kranken Frau "Jesus fuhr wieder ans andere Ufer hinüber und eine große Menschenmenge versammelte sich um ihn. Während er noch am See war, kam einer der Synagogenvorsteher namens Jaïrus zu ihm. Als er Jesus sah, fiel er ihm zu Füßen und flehte ihn um Hilfe an; er sagte: Meine Tochter liegt im Sterben. Komm und leg ihr die Hände auf, damit sie geheilt wird und am Leben bleibt! Da ging Jesus mit ihm. Viele Menschen folgten ihm und drängten sich um ihn. Darunter war eine Frau, die schon zwölf Jahre an Blutfluss litt. Sie war von vielen Ärzten behandelt worden und hatte dabei sehr zu leiden; ihr ganzes Vermögen hatte sie ausgegeben, aber es hatte ihr nichts genutzt, sondern ihr Zustand war immer schlimmer geworden. Sie hatte von Jesus gehört. Nun drängte sie sich in der Menge von hinten heran und berührte sein Gewand. Denn sie sagte sich: Wenn ich auch nur sein Gewand berühre, werde ich geheilt. Und sofort versiegte die Quelle des Blutes und sie spürte in ihrem Leib, dass sie von ihrem Leiden geheilt war. Im selben Augenblick fühlte Jesus, dass eine Kraft von ihm ausströmte, und er wandte sich in dem Gedränge um und fragte: Wer hat mein Gewand berührt? Seine Jünger sagten zu ihm: Du siehst doch, wie sich die Leute um dich drängen, und da fragst du: Wer hat mich berührt? Er blickte umher, um zu sehen, wer es getan hatte. Da kam die Frau, zitternd vor Furcht, weil sie wusste, was mit ihr geschehen war; sie fiel vor ihm nieder und sagte ihm die ganze Wahrheit. Er aber sagte zu ihr: Meine Tochter, dein Glaube hat dich gerettet. Geh in Frieden! Du sollst von deinem Leiden geheilt sein." Lied: Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht „Wenn ich auch nur sein Gewand berühre“. Wenn man in Kontakt kommt mit ganz persönlichen Lebensgeschichten, dann kann man innerlich mitgenommen werden, was einen mitunter mitnimmt. Es gibt viele, die sich engagieren und über ihre Erfahrungen und Gedanken mit Geflüchteten reden. Sie begleiten Flüchtlinge und erfahren von ihren Gedanken, Gefühlen, Problemen. Und doch bleibt da manchmal eine Distanz. Was da passieren kann: dass die Ehrenamtlichen Angebote machen, die aus einem eigenen Interesse entstehen, aber nicht immer den Wünschen oder Anliegen von Geflüchteten entsprechen. Zuweilen geht es dann vielleicht mehr um Mitleid als um Mit-leiden. Gleichzeitig setzen sich viele Ehrenamtliche ein, um Geflüchteten bei Kontakten bzw. Gängen zu Ämtern oder in juristischen Angelegenheiten zu helfen. Und hier sieht man häufig, dass sie sich die Beine ausreißen, um zu Antworten oder Entscheidungen zu kommen, die den Geflüchteten helfen. Das ist zeitintensiv, kostet unfassbar viele Nerven und häufig arbeiten sich die Ehrenamtlichen durch viele Gesetzestexte und widmen viel private Zeit dafür. Da bange ich mit, weil ich erfahre, dass eine Familie abgeschoben werden soll und weiß, dass damit die Familie getrennt wird. Eine staatlich angeordnete Trennung einer Familie nimmt mich besonders mit, weil Menschenrecht gebrochen wird. Was können wir tun, was können wir nicht tun? Rechtlich alles versuchen und Menschen finden, die sich da auskennen. Andererseits nicht im Mitleid zu versinken oder zu versteinern. Wichtig wird es sein, in unserer komplexen Gesellschaft, die für Geflüchtete unübersichtlich und schwierig verständlich ist, ein Begleiter für Menschen zu sein, die unfassbar viele neue Aufgaben und Problemstellungen bearbeiten müssen. Gleichzeitig muss man sich fragen, mit welcher Intention man selbst an diese Aufgabe herantritt. Mitleiden kann da ein Mitgehen sein auch wenn ich nicht weiß, wie es enden wird. Ich freue mich über jeden und jede, der oder die Interesse zeigt, nachfragt und begleitet. Im Begleiten geschieht die Berührung. Da geht einem zuweilen die Kraft von einem weg zuweilen kommt sie auch. Das ist echte Menschlichkeit. Menschsein und Menschwerden geht in diesem Begleitprozess automatisch, weil es einem nahe geht und man bereit ist, gemeinsam Wege zu finden. Mitgehen ist die Lösung, die jetzt möglich ist. Deshalb auch Kreuzweg – Mittragen – Mit-Leiden und nicht nur distanziertes Mitleid. Gebet: Großer Gott, in diesen Tagen sind wieder viele Flüchtlinge im Mittelmeer und mitten in Europa gestorben. Diese Menschen starben nicht nur, weil ihre Boote zu alt und die Schlepper zu skrupellos sind - sondern letztlich auch deshalb, weil ihnen ein sicherer Weg nach Europa verwehrt bleibt. Wir bitten um Vergebung für die Menschen und Institutionen, die vor Flüchtlingen die Tür verschließen. Für all die Toten dieser Woche möchten wir beten - auch für die, von denen wir noch nichts wissen, die unbemerkt "verschwinden". Stehe den Angehörigen und Freunden bei, die nun diesen schweren Verlust verarbeiten müssen. Begleite auch diejenigen, die in den Heimatländern voll Ungewissheit auf Nachrichten von ihren geflüchteten Angehörigen warten. Herr, dein Sohn Jesus Christus war nach seiner Geburt selbst ein Flüchtling. Du kennst die Situation der Millionen Menschen, die auf der Flucht vor Gewalt, Verfolgung und Hunger sind. Beschütze sie und sei ihnen Zuflucht und Heimat, wenn sie nicht mehr weiter wissen. Gewähre allen Geflüchteten, dass sie ihr Ziel in Dir finden. Wir möchten auch für uns und unsere Mitmenschen beten: Wir danken für alle, die sich für Flüchtlinge einsetzen und ihnen in der Liebe Jesu begegnen. Gib uns und allen Gläubigen Kraft und Mut, den Heimatlosen eine Heimat und den Stummen eine Stimme zu geben. Öffne unsere Herzen für all jene, die bei uns ihre Zuflucht suchen. Bewirke eine Veränderung bei uns und unseren Politikern, damit wir bessere Wege des Zusammenlebens in der Einen Welt finden. Denn es gibt keine Fremden in Deiner Familie, nur Brüder und Schwestern, die füreinander Verantwortung tragen. Amen.

Präventionsfortbildung

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