„Und ich soll dann als Martin meinen Mantel teilen?“
Von Stefan Bolde-Müller und Claudia Bolde - Wir hören immer wieder die Frage „Wie bekommen wir die Kinder und die Familien wieder in die Kirche?“ Indem wir die Familien abholen, ihnen zeigen, dass unsere Kirche auch ihnen etwas geben kann.
So reifte sehr schnell der Gedanke die Wort-Gottes-Feier am 9. November etwas anders zu gestalten: „Lasst uns St. Martin zum Thema machen und dazu die Worthschule anfragen.“
Frau Keiber, die Schulleiterin der Worthschule, war sofort von der Idee begeistert und schnell kam die Rückmeldung, dass über 20 Kinder den Gottesdienst mitgestalten möchten. Eine Herausforderung! Mit so vielen Kindern hatten wir tatsächlich nicht gerechnet. Der Gottesdienst wurde geplant und wir schauten, dass wir für jeden etwas fanden. Zweimal trafen wir uns mit den Kindern zum Üben und am Sonntag waren alle pünktlich um 10:30 Uhr in der Kirche. Alles wurde vorbereitet und die Kinder konnten den Beginn des Gottesdienstes kaum erwarten. Um 11 Uhr war das Mittelschiff gut mit etwa 200 Kirchenbesuchern gefüllt.
Eröffnet wurde der Gottesdienst mit dem Lied „Da berühren sich Himmel und Erde“, begleitet von Heike Schmitten-Kösler und Bettina Fritzsche auf der Gitarre. In einem szenischen Spiel stellten die Schülerinnen und Schüler dann das Leben des heiligen Martin nach. Martin als Soldat, wie er seinen Mantel mit dem Bettler teilt. Martin, dem im Schlaf Jesus erscheint. Martin der sich zum Christentum bekennt und schließlich Martin als Bischof.
Im Mittelpunkt des weiteren Gottesdienstes stand dann das Thema „Teilen“. Etwas, was Martin vorgelebt hat. Teilen heißt: Ich denke nicht nur an mich, sondern ich denke auch daran, was der andere braucht. Ich überlege mir, was ich tun kann, um ihn zu helfen, um ihn glücklicher zu machen. Wenn er traurig ist, tut es gut, wenn ich ihn tröste. Wenn er keinen zum Spielen hat, tut es gut, mit ihm zu spielen. Wenn er krank ist, freut er sich über einen Anruf oder Besuch.
Teilen heißt: Ich schenke dem anderen das, was er braucht. Es muss nicht immer Geld sein. Es kann auch Zeit, Geduld, Freundschaft … sein. Teilen kann auch bedeuten: Ich verzichte auf etwas, was ich liebgewonnen habe. Und ich teile so, dass wir beide etwas davon haben. Teilen macht unser Leben gerechter.
So verteilten die Kinder nach dem Friedensgruß die traditionellen Martinsgänse - Hefegebäck, welches die Gottesdienstbesucherinnen und -besucher miteinander teilten, während eine Schülerin ein Martinslied auf der Gitarre spielte.
Es war ein lebhafter und gelungener Gottesdienst, in dem die Kinder weitere Elemente, wie Kyrie oder Fürbitten mitgestalteten und der auch ohne Orgel stimmungsvoll durch Gitarrenmusik begleitet wurde. Nach dem Gottesdienst gab es durchweg positive Rückmeldungen und es wurden erste Pläne geschmiedet, so etwas in der Zukunft mindestens zweimal im Jahr zu wiederholen.
„So bekommt man Kinder und Familien in die Kirche!“. Schade nur, dass neben den Familien so wenige andere Gemeindemitglieder im Gottesdienst waren.





